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2.7 Erwartungen und Befürchtungen (Widerstände) bei Evaluationen

2.7.1 Aus Sicht der Teilnehmer

Die Sichtweise ist bei einer Prozeßevaluation anders als bei der Ergebnis- evaluation. Bei der Prozeßevaluation erhält der Teilnehmer ein direktes, individuelles Feedback und dadurch die Möglichkeit, besser und gezielter zu lernen. Gerl drückt das wie folgt aus: "Um Handlungsfähigkeiten auf Seiten der Lernenden entwickeln zu helfen, muß in Lernsituationen die Art der Rückkopplung gesteuert sein: Der Lernende, der sein Handlungsrepertoire zu erweitern versucht, muß mit gleichermaßen informativen wie sanktionsarmen Rückmeldungen (seitens des Kursleiters und der anderen Lerngruppenmitglieder) rechnen können. Er muß Fehler machen und sich verbessern können. Nur diese kontrollierte Form der Rückmeldung sichert ihm den notwendigen Spielraum und gibt ihm gleichzeitig die erforderlichen Anhaltspunkte, um sein Handeln neu einrichten zu können" (Gerl 1983, S.18).

Aus Sicht der Teilnehmer kann eine positive Wertschätzung allein durch die Durchführung der Evaluation vermittelt werden. Meine eigene Erfahrung ist, daß schon allein die Durchführung und somit die Möglichkeit für den Teilnehmer zur Äußerung seiner Meinung, seines Wissen und seiner Einstellung von diesem gewürdigt wird.

Bei allen Arten von Evaluation muß stets die Freiwilligkeit sichergestellt sein. Wird unter Zwang eine Evaluation durchgeführt, können die Ergebnisse verfälscht werden, und ein eventueller Lerneffekt wird verschenkt. Befürchtungen können daher rühren, daß Ängste auf die Evaluationen übertragen werden, die aus den vergangenen Schulerfahrungen mit Klassenarbeiten oder Prüfungen verbunden sind. Man befürchtet demnach möglicherweise Sanktionen und eine anhaltende Kontrolle im Erwachsenenalter, so daß man deshalb das Gefühl vermittelt bekommt, man sei nicht mündig. Weiterhin könnten Personalentscheidungen aufgrund der eventuell entstandenen Transparenz erwünscht bzw. befürchtet werden. Karriereförderung oder -knick können dadurch u. U. bedingt werden.

2.7.2 Aus Sicht des Kursleiters

Der Kursleiter kann einerseits die Evaluation als Chance zur Verbesserung seines Angebotes durch das direkte Teilnehmer-Feedbacksehen; andererseits kann er aber Evaluationen auch als Bedrohung empfinden. Besonders bei ihrer Einführung und durch die Aufoktroyierung von „Oben“ kann es zu Widerständen kommen. Diese können aus der Angst vor „Überwachung“ resultieren oder auch aus Ärger über den zusätzlichen Aufwand. Die Evaluation kann sowohl zur Erbringung von Lehrerfolgsnachweisen dienen, als auch Bildungsbedarf aufdecken. Der Kursleiter kann sowohl Befürchtungen vor der Beurteilung durch die Teilnehmer wie auch durch den Träger hegen.

2.7.3 Aus Sicht des Trägers

Der Träger kann die Erwartung haben, daß durch die Evaluation die Qualität des Angebotes verbessert wird. Genauso können Hoffnungen bestehen, stärkere Transparenz des Bildungserfolges zu erhalten.

Befürchtet kann andererseits werden, daß die Kosten nicht im Verhältnis zum Nutzen stehen. Das hängt in der Regel mit dem Problem des nicht monetär berechenbaren Nutzens zusammen. Weder kann das Feedback gewertet werden, das der Kursleiter bekommt, noch die Wertschätzung des Klienten, die er durch die Evaluation empfindet.

Zielgruppe Erwartungen Befürchtungen
Teilnehmer
  • Lernerfolgsnachweis
  • individuelles Feedback
  • Lernmotivation
  • Karriereförderung
  • Beurteilung der Teilnehmer
  • Entscheidungshilfe bei
  • Personalfragen
Trainer
  • Lehrerfolgsnachweis
  • Feedback durch Teilnehmer
  • Bildungsbedarfshinweis
  • Ressourcen-Gewinnung
  • Beurteilung durch Teilnehmer
  • Beurteilung durch Vorgesetzte
  • Ressourcen-Bemessung
  • hoher Zeitaufwand
Träger
  • Entscheidungshilfen bei Personalfragen
  • Beurteilung der Trainingsaktivitäten
  • Beurteilung des Trainers
  • Beurteilung der Teilnehmer
  • Ressourcen-Bemessung
  • Rechenschaftslegung
  • Effizienz-Nachweis
  • fehlende Vorteile
  • schlechte Kosten-Nutzenfunktion
Tabelle 5: Erwartungen an und Befürchtungen vor Evaluationen (vgl. Wottawa/Thierau 1998, S.57)