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3.3 Aufbau des gesamten Fragebogens

„Ein Fragebogen sollte als ein Gesamtkonzept (Einleitung, Hauptteil, Endteil, Design, Aufmachung; Anm.d. Verf.) betrachtet werden, in dem die Reihenfolge und die Struktur der Fragen wichtige Einflußfaktoren zur Erlangung korrekter Daten sind.“ (Gräf et al. 2001, Internetquelle)

Ein stimmiges Gesamtkonzept muß mit viel Sorgfalt umgesetzt werden, da durch Mängel an nur einer Komponente die Qualität der erhobenen Daten des gesamten Fragebogens beachtlich beeinträchtigt werden kann. Als Beispiel kann es bei fehlender Angabe eines Rücksendeterminszu einer Anzahl von nicht berücksichtigten Fragebogen kommen, die erst nach Untersuchungsende eintreffen.

Die Konstruktion eines Fragebogens für die schriftliche Befragung erfordert also mehr Sorgfalt und Vorarbeit als beispielsweise für ein Interview, da im Normal- fall während der Befragung keine Rückfrage durch den Befragten stattfinden kann. Es steht kein Hilfsmittel in Form eines Interviewers zur Verfügung, den Dillman (1978, S. 119) als „traditionelle Krückeschlecht konstruierter Frage- bogen“ bezeichnet.

Daher muß dem Befragten in klarer Form übermittelt werden, was wer mit diesem Fragebogen beabsichtigt und wie die Ergebnisse weiterverwendet werden. Genauso können sich profane Fragen beim Befragten stellen, beispielsweise nach dem Zeitaufwand, seinem Nutzen aus der Befragung und ob er die Fragen überhaupt beantworten kann oder damit überfordert ist. Antworten auf solche Fragen sollten in der Einleitung vorweggenommen werden, damit der Beantwortung nichts im Weg steht.

Im Hauptteil kommen nun die eigentlichen Fragen. Diese sollten in Themen- blöcke gegliedert werden. Dabei muß besonders bei der Erstellung der Fragen auf verschiedenste Kriterien geachtet werden; ansonsten wird das Ergebnis verzerrt und unter Umständen vollkommen unbrauchbar. Mit verschiedenen Fragearten sollen die Meinung und die Einstellungen des Befragten ermittelt werden. Auf die Erstellung wird Kapitel 3.4 als Hauptteil dieser Beschreibung eingehen.

Zu guter Letzt sollte der Abschluß kommen. Auch hier kann der Befragte motiviert werden, seine Antworten dem Befrager wieder zukommen zu lassen. Eine kurze Dankesformel am Ende gehört zum guten Ton.

Der hier kurz skizzierte grundsätzliche Aufbau des Fragebogens sollte einen Überblick über die nun folgenden Seiten geben. Im folgenden werden nun Einleitung, Abschluß und Hauptteil detailliert untersucht.

3.3.1 Einleitung

In der Einleitung, entweder als Begleitschreiben oder auf der ersten Seite des Fragebogens realisiert, sollten allgemeine Hinweise gemacht werden, um Antworten auf eventuelle Fragen des Befragten zu bieten.

Der Befragte könnte folgende Fragen stellen – diese sollten somit vorab beantwortet sein:

(vgl. Batinic – Hilfetexte aus der Software WWW-Fragebogen-Generator)

Die Vorinformationen dürfen jedoch nicht zu ausführlich sein, denn „eine zu ausführliche Beschreibung der Organisation oder Personen, die sich hinter einer Befragung verbergen, kann einen negativen Einfluß auf die Aussagekraft der Antworten haben“ (Sassenberg/Kreutz 1999, S.73). Zu ausführliche Informationen können z.B. soziale Erwünschtheit hervorrufen.

Nach Schnell et al. (1999, S.339) sind drei Bestandteile wesentlich in der Einleitung:

Anhand der Rangfolge von Bosnjak und Batinic lassen sich folgende Tendenzen in der Einschätzung der Wichtigkeit der Vorinformationen durch die Teilnehmer erkennen:

Vorgegebene Items: Teilnehmerrelevante Vorinformationen Rangplatz über alle Teilnehmer (Mittlerer Rangplatz entspr. Friedman-Test; chi2 (4,346) = 283, p<.01)
Informationen über den Zugang zur E-Mail-Adresse 1 (3.48)
Rückmeldung über das Gesamtergebnis 2 (3.44)
Informationen über den genauen Untersuchungsgegenstand 3 (3.29)
Vollständige Anonymität meiner Antworten 4 (2.86)
Persönlicher Appell des Forschers 5 (1.92)

Tabelle 7: Rangfolge der teilnehmerrelevanten Vorinformationen; Auszug aus Bosnjak und Batinic (1999, S. 149, Tab. 3)

Bei dieser Untersuchung wurden die Teilnehmer anhand ihrer E-Mail ausgewählt. Daher ist m. E. der erste Punkt mit der ‚Information über den Zugang zur E-Mail-Adresse‘ bei normalen schriftlichen Befragungen vergleichbar mit der Frage nach der Auswahl der Teilnehmer einer Evaluation, sofern sich die Teilnehmer nicht zwangsläufig aus der Maßnahme ergeben. Als Negativbeispiel sei hier E-Learning erwähnt, das offen für beliebig viele Teilnehmer ist.

Wichtig sind nach meinem Empfinden die Rangplätze, die Rückschlüsse auf die günstige Reihenfolge der Informationen innerhalb der Einleitung geben.

Somit wäre nach der Untersuchung von Bosnjak und Batinic der Aufbau der Einleitung in folgender Form ideal:

  1. Informationen zur Teilnehmerauswahl (sofern nötig),
  2. Möglichkeiten zur Einsicht in das Ergebnis (wenn möglich),
  3. Hinweise zum Untersuchungsgegenstand,
  4. Zusicherung vollständiger Anonymität (wenn möglich),
  5. persönlicher Appell des Forschers.

Des weiteren sollte eine Befragung, falls sie der wissenschaftlichen Forschung dient, unbedingt auch als wissenschaftlich gekennzeichnet werden, da dadurch die Akzeptanz signifikant positiv beeinflußt wird (Bosnjak/Batinic 1999, S.151). Über das semantische Differential wurden von Bosnjak und Batinic (ebd.) signifikante Unterschiede zwischen wissenschaftlichen und kommerziellen Fragebogen herausgearbeitet. Bei wissenschaftlichen Befragungen ist die Teilnahmebereitschaft wesentlich höher. Es zeigt sich auch eine positivere Einstellung der Teilnehmer als bei kommerziellen Umfragen. Dabei müssen jedoch kulturelle Eigenschaften berücksichtigt werden. Die Ergebnisse von Bosnjak und Batinic beziehen sich auf eine Untersuchung in Deutschland – in anderen Ländern kann Wissenschaft einen anderen Stellenwert haben.

Des weiteren dürfen Kenntnisse über die Handhabung des Fragebogens nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Daher sollte in der Einleitung eine kurze Gebrauchsanleitung angeboten werden:

Die Einleitung sollte kurz und übersichtlich gestaltet werden. Hier besteht die Kunst darin, die oben geforderten Informationen so aufzubereiten, daß der interessierte Befragte seine Fragen zu der Untersuchung beantwortet findet. Der Beginn des Hauptteils sollte auf den ersten Blick zu finden sein, damit bei Bedarf direkt in die Befragung eingestiegen werden kann, ohne zusätzliche Informationen lesen zu müssen.

Exkurs: Gründe für eine Teilnahme an Untersuchungen

Aus der Untersuchung der Determinanten der Teilnahmebereitschaftan internet- basierten Fragebogenuntersuchungen haben Bosnjak und Batinic folgende Ergebnisse gewonnen:

Teilnehmerrelevante Motive Rangplatz über alle Teilnehmer (Mittlerer Rangplatz entspr. Friedman-Test; chi2 (3,353)=467, p<.01)
Neugier 1 (3.22)
Beitrag für die Forschung leisten 2 (3.02)
Selbsterkenntnis 3 (2.25)
Materieller Anreiz 4 (1.51)

Tabelle 8: Rangfolge für teilnehmerrelevante Motive; Auszug aus Bosnjak/Batinic (1999, S. 148, Tab. 2)

Dabei scheinen im wesentlichen die ersten drei Motive vorzuherrschen, die immaterieller Natur sind. Die Ergebnisse beruhen allerdings auf Selbst- einschätzungen der Probanden und „müssen nicht unbedingt mit dem tatsäch- lichen Verhalten in einer konkreten Umfragesituation übereinstimmen“ (Bosnjak/Batinic 1999, S.148). Diese Selbsteinschätzungen zeigen aber zumindest Tendenzen auf.

Dabei ist der hohe Stellenwert interessant, den der Punkt ‚Beitrag zur Forschung‘ einnimmt. Das ist besonders für die Einleitung des Fragebogens von Bedeutung.

3.3.2 Abschluß

Nach der Befragung sollte zum Ausklang noch der Abschluß des Fragebogens folgen. Dabei kann dieser sehr kurz gehalten werden.

Folgende Elemente sollten enthalten sein:

Eine kurze Dankesformel für die ehrliche Beantwortung des Fragebogens gehört zum guten Ton. Auch dieser Punkt kann die Motivation zur schnellstmöglichen Rücksendung erhöhen, falls das erforderlich ist.

Wenn eine Rücksendung notwendig ist wie bei postalischen oder E-Mail- Befragungen, sollte hier nochmals die Rücksendeadresse aufgeführt werden. Dies beugt dem Fall vor, daß z. B. der Befragte den mitgesendeten Rückantwort- umschlag verlegt hat und deshalb nichts zurückschicken kann.

Das Ende kann eine „Einladung zu der Kommentierung der Untersuchung sowie den entsprechenden freien Raum für Bemerkungen enthalten“ (Schnell et al. 1999, S.339). So können Anregungen und Gedanken der Befragten dem Unter- sucher zukommen, die eventuell weiteren Untersuchungen dienlich sind. Es wird nach meiner Erfahrung von den Befragten gewürdigt, wenn sie Platz und Gelegenheit bekommen, sich zum Fragebogen zu äußern.