5.3 Beurteilung von bestehenden Softwarelösungen
STAND 2001 !
Um eine Erleichterung bei der Erstellung und Durchführung einer webbasierten Evaluation zu nutzen, wurden webbasierte Softwarelösungen untersucht. Keines der betrachteten Softwarepakete hat alle erarbeiteten Kriterien erfüllt. Somit wird zurZeit keine optimale Lösung für eine wissenschaftlich fundierte Evaluation geboten. Manche Produkte kommen an die technischen und wissenschaftlichen Anforderungen sehr nahe heran, wobei der Benutzer aber über das wissenschaftliche Know-how zur Erstellung eines Fragebogens für Evaluationen verfügen muß.
Einige der untersuchten Softwarelösungen sind bereits weit über das Stadium von ‚Spielzeug‘ hinaus und durchaus professionell und technisch ausgereift. Würde dem Benutzer noch auf Wunsch ein wissenschaftliches Gerüst zur Verfügung gestellt, wie es beispielsweise die Software WWW-Fragebogen- Generator anbietet, könnten auch Laien relativ fundierte Fragebogen zur Evaluation erstellen.
Besonders bei den webbasierten Befragungen überwiegen die Vorteile innerhalb bestimmter Anwendungsgebiete. Im IT-Bereich, in demin der Regelvernetzte Computer zur Verfügung stehen, ist die Anwendung ideal. Im Gegensatz dazu ist der Einsatz beispielsweise bei Sportveranstaltungen heute noch schwer vorstell- bar. Mit der zunehmenden Verbreitung des Internets wird allerdings die Attrak- tivität der webbasierten Befragung weiter steigen, was in Kapitel 5.4 noch genauer erörtert wird.
Hervorzuheben bei webbasierter Befragung ist erstens die Unabhängigkeit der
Kosten von der Anzahl der Befragten sowie zweitens der verringerte Zeitaufwand und die Beschleunigung der gesamten Befragung. Ergebnisse können
sofort gewonnen werden, da ausgefüllteFragebogen nicht kodiert und übertragen werden müssen. Dadurch tritt ein weiterer Vorteil zutage: Aufgrund der
durchgängigen Nutzung eines einzigen Mediums steigt die Datenqualität. Es
werden Fehler vermieden, die ansonsten durch Medienbrüche sich einschleichen
können wie bei der Übertragung herkömmlich gewonnener Daten von Papier in
den Computer. Genauso sind für die Teilnehmer Vorteile zu verzeichnen,
beispielsweise durch eine mögliche höhere Anonymität. Von Hand ausgefüllte
Fragebogen können unter Umständen durch das Schriftbild wieder zugeordnet
werden. Dazu kommt der Geschwindigkeitsvorteil. Die sofort zur Verfügung
stehende Auswertung bietet neue Möglichkeiten der Nutzung. So können die
Ergebnisse beispielsweise einer Zwischenevaluation als Diskussionsgrundlage für
das weitere Vorgehen im Kurs genutzt werden.
Evaluation ist also weit mehr als nur eine Standortbestimmung. Sie stellt das
i-Tüpfelchen von Kursen dar. Die Aussage von Gerl ist die besteBegründung für
den Einsatz von Evaluation: "Evaluation prüft so gesehen nicht nur Lernergebnisse oder macht Lernprozesse transparent, sie ermöglicht und fördert auch
bestimmte Ergebnisse, leitet selbst bestimmte Lernprozesse ein." (Gerl 1983,
S. 22)
Allerdings sagt „technische Perfektion der eingesetzten Untersuchungsinstrumente und -designs“ (Beywl 1996, S.71) nichts über die letztendliche Qualität einer Befragung aus. Daher sollten Evaluationen immer aufgrund der geforderten „Standards and Prinzipials“ durchgeführt und die untersuchten Werkzeuge auf Grundlage dieser Empfehlungen genutzt werden. Also Einsatz der Technik zur Unterstützung, Erleichterung und Vereinfachung – wobei immer der Mensch im Mittelpunkt des Denkens stehen muß. Somit sind das nötige Wissen und die Erfahrung des Evaluators unverzichtbar, um die Anwendung der Softwarepakete sinnvoll auszuschöpfen. Hier schließt sich der Kreis wieder: Webbasierte Evaluation benötigt die Erkenntnisse der Erwachsenenbildung für ihren erfolgreichen Einsatz.