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3.6 Aufbau der Antworten

Im folgenden werden bei dem Aufbau der Antworten nur Skalen betrachtet. Hinweise zu offenen Antworten, Alternativantworten und Multiple Choice sind im Abschnitt 3.7 zu finden.

3.6.1 Skalen(Rating)

Skalen bzw. Ratings stellen eine Methode zum Einschätzen von Sachverhalten bzw. Personeneigenschaften dar (vgl. Kleber 1992, S.240 ff.).

Die Skalen können, wie Abbildung 9 rechts in den ersten drei Beispielen zeigt, unipolar (auf- bzw. absteigend) oder, wie in den letzten drei Beispielen gezeigt, bipolar (mit auf zwei Seiten ansteigender Skala) erstellt werden. Die Frage der Polarität ist allerdings strittig.

Werden unipolare Merkmale auf bipolaren Skalen abgebildet, kann unter Umständen ein Bedeutungsanteil erfaßt werden, der unerwünscht ist.

Dabei zielt die Verwendung von bipolaren Skalen teilweise auf die Einführung der Kategorie ‚unentschieden‘ ab, wie in den Beispielen B4 bis B6 in Abbildung 9 zu sehen ist.

[Abb. 13: uni- und bipolare Skalen nach Kleber (1992, S. 231)

Eine Skalenbreite von sieben bis elf Stufen ist zuweilen ebenfalls vorzufinden. Nach Kleber wird jedoch durch zu differenzierte Skalen nur eine Scheingenauigkeit vorgetäuscht, denn in Wirklichkeit kann der Befragte die Stufen dann nicht mehr unbedingt voneinander abgrenzen.

Ein methodisches Problem bei Skalen besteht darin, daß der Anstieg der Komplexität der Kriterien auch der Anteil der Interpretationen und Deutungen zunimmt. Sowohl in der Merkmalsdefinition (Item) wie auch bei der Skalenbenennung ist besonders auf die Wortwahl zu achten, da von der Sprachkompetenz des Lesers letztendlich das Ergebnis seiner Antwort abhängt, so daß die eingesetzten Begriffe auf ungewollte Bedeutungsüberschneidungen hin überprüft werden müssen. Bei Antwortmöglichkeiten, die beispielsweise sowohl ‚häufig‘ als auch ‚oft‘ anbieten, sind Fehlantworten vorprogrammiert.

Ein weiteres Problem sind Häufungen von Fragen mit denselben Skalen, also Fragebatterien, bei denen ein Reihenfolgeneffekt eintreten kann. Durch die erste Antwort der Fragebatterie kann sich unter Umständen der Befragte eine Referenzskala aufbauen, die dann die Beantwortung der folgenden Fragen beeinflußt (vgl. Vogt 1999, S. 134).

[Abb. 14: Fragebatterien (Gräf 1999, S. 163)

Skaleneffektedurch Tausch der Richtung liegen nicht vor. Die verbale Endbezeichnung ist dem Befragten wichtiger als der numerische Skalen-Wert. Genauso ist der Tausch der Skalenendbezeichnung nach Vogt (1999, S. 139) statistisch für das Ergebnis einer Befragung unbedeutend.

Beispiel:
   Tausch der Richtung
   (überhaupt nicht) 1 2 3 4 5 (in hohem Maße)
   (überhaupt nicht) 5 4 3 2 1 (in hohem Maße)

Tausch der Skalenendbezeichnung
   (überhaupt nicht) 1 2 3 4 5 (in hohem Maße)
   (in hohem Maße) 1 2 3 4 5 (überhaupt nicht)

Die Untersuchung von Vogt sollte allerdings mit Vorsicht genossen werden, da diese auf einer kleinen Stichprobe basiert. Als möglicher Einwand kann der Primacy-Effekt angesprochen werden, der im Kapitel 3.9.1 beschrieben wird.

3.6.2 Typische Skalenbezeichnungennach Fragearten

Die Frageart gibt einen Hinweis auf die sinnvolle Antwortkategorie (siehe Kapitel3.5.2). In Tabelle 15 wurden die diesbezüglichen Angaben nach Schnell et al. (1999, S. 304 ff.) übersichtlich in Tabellenform aufbereitet.

Fragen nach Antwortkategorien/Skalierung
Einstellungen/Meinungen
  • erwünscht/unerwünscht
  • lehne ab/stimme zu
  • gut/schlecht
  • sollte/sollte nicht
  • zutreffend/eher zutreffend/weder-noch/eher
  • unzutreffend/unzutreffend
Überzeugung
  • richtig/falsch
  • wahr/falsch
Häufigkeiten
  • nie/selten/gelegentlich/oft/immer
Intensität
  • nicht/wenig/mittelmäßig/ziemlich/sehr
Bewertung
  • stimmt nicht/stimmt wenig/stimmt mittelmäßig/stimmt ziemlich/stimmt sehr
nach Wahrscheinlichkeiten
  • keinesfalls/wahrscheinlich nicht/vielleicht/ziemlich wahrscheinlich/ganz sicher

Tabelle 15: Typische Skalenbezeichnungen nach Frageartnach Schnell et al. (1999, S. 304 ff.)